Der 2017 veröffentlichte Bericht «Luftverteidigung der Zukunft» diente als Grundlage für die Beschaffung der verschiedenen Elemente einer künftigen Schweizer Luftverteidigung, also des Mehrzweckkampfflugzeugs F-35A, des bodengestützten Fliegerabwehrsystems grösserer Reichweite Patriot und zuletzt, mit der Armeebotschaft 2024, des Lenkwaffensystems mittlerer Reichweite IRIS-T SLM. Seitdem hat sich die Sicherheitslage weltweit jedoch grundlegend verändert. Die laufenden Kriege hoher Intensität zeigen, dass die Luftüberlegenheit heute ebenso umkämpft ist wie die Informations- und Cyberdimension. Waffen werden über grossen Distanzen eingesetzt. Die Schweiz kann durch ballistische Raketen, Marschflugkörper oder Drohnen bedroht werden, aber auch im Cyberraum, durch Spionageaktionen oder im Informationsraum. Letztere hybride Aktionen laufen bereits.
In einem Moment der Verschärfung der sicherheitspolitischen Lage greift die Diskussion über Kosten, Stückzahlen und Alternativen zum Kampfflugzeug F-35A jedoch zu kurz. Erst mit allen neuen Mitteln für die Luftverteidigung können Bevölkerung, Infrastruktur und Armee wirksam vor Bedrohungen aus der Luft geschützt werden. Es braucht diese Kombination von Mitteln, die in Schichten wirken.
Einige Vorschläge, wie die Auslagerung der Aufgaben der Luftwaffe an ein Nachbarland sind schlichtweg realitätsfern. Damit würde unser Land seine Souveränität und Neutralität aufgeben und sich sicherheitspolitisch vollständig ausländischen Interessen ausliefern. Andere, wie die Einstellung der Beschaffung des F-35A oder die Wahl einer angeblich günstigeren Alternative, verkennen die sich teilweise fast wöchentlich verschärfende Bedrohungslage. Beschaffungen sind zeitaufwendig. Werden sie aber immer wieder aufgeschoben, dauern sie umso länger – bis es möglicherweise zu spät sein kann. Bei Beschaffungen geniesst die Schweiz keine Vorzugsbehandlung hinsichtlich der Lieferzeiten. Selbst massiv mehr Finanzmittel ändern daran nichts.
